Saatgutbibliothek in Ebensfeld gestartet

Elli Hornung und Tina Endres betreuen das Projekt Saatgutbibliothek der katholischen öffentlichen Bücherei Ebensfeld

Endlich ist es soweit: In der katholischen öffentlichen Bücherei Ebensfeld ist die Ausleihe der Saatgutbibliothek offiziell gestartet – die erste dieser Art im Landkreis Lichtenfels. Insgesamt 437 Samentütchen haben Elli Hornung, Tina Endres und ihr Team abgefüllt. Es stehen 44 Sorten Gemüse, 25 Sorten Blumen und 8 Sorten Kräuter zur Auswahl.

Die Idee von Saatgut-Bibliotheken stammt ursprünglich aus den USA, wo es viel gentechnisch verändertes Saatgut gibt und sich Umweltinitiativen darum bemühen, die traditionelle Sortenvielfalt mit Hilfe von „Seed Libraries“ zu bewahren. Das Konzept ist so einfach wie genial: Hobbygärtnerinnen und -gärtner erhalten einige Samen einer Sorte, säen diese auf ihrem Balkon oder in ihrem Garten aus und bauen die Pflanze über den Sommer an. Nach dem Ernten der reifen Früchte gilt es die Samenkörnchen zu trocknen und wieder in die Bibliothek zurück zu bringen.

Recherchen und Teamwork

Ein solches System wird nun auch in Ebensfelder Bücherei angeboten . Aufmerksam wurde Büchereileiterin Elli Hornung auf das Thema im Zuge von Recherchearbeiten: „Wir haben im letzten Jahr entschieden, unsere Bücherei über Social Media an die Leute heranzutragen und dabei habe ich mich auf den Websites anderer Büchereien umgesehen, wo ich dann auf das Thema Saatgutbibliothek gestoßen bin und gleich von der Idee begeistert war.“

Mit Tina Endres hat Elli Hornung sogleich eine Mitstreiterin im Team der ehrenamtlichen Bibliothekare gefunden, die das Projekt seit Herbst 2022 tatkräftig mit vorangetrieben und über verschiedene Wege an die Öffentlichkeit herangetragen hat: „Wir haben beispielsweise einen Flyer erstellt, der alle wichtigen Infos beinhaltet. So konnten Interessierte unter anderem erfahren, wie die Pflanzensamen geerntet und getrocknet werden.“ Besonders wichtig sei dabei, dass die Samen sortenrein und samenfest sind. Nur so könne gewährleistet werden, dass aus den neuen Samen auch wieder Pflanzen entstehen.

Samentüten von Kindern gestaltet

Saatgut-Tütchen der Saatgutbibliothek in Ebensfeld

Bei der Gestaltung der Tüten hat das Projektteam auch die Öffentlichkeit mit eingebunden, wie Tina Endres erklärt: „Wir haben einen Malwettbewerb ausgerufen, bei dem die schönsten Motive ausgewählt wurden, um unsere Samentütchen zu zieren.”

Am 12. März fiel beim Tag der offenen Tür der Startschuss für die Ausleihe. Das heißt, sowohl angemeldete Leserinnen und Leser der katholischen öffentlichen Bücherei als auch Interessenten erhalten die Möglichkeit, Saatgut auszuleihen, Pflanzen zu kultivieren und die Samen am Ende der Saison wieder zurück zu bringen. Jeder, der bereits im Herbst Saatgut gespendet hat, wird beim Ausleihen bevorzugt behandelt. Das Angebot der Bücherei stehe laut Elli Hornung jedoch grundsätzlich allen offen: „Da die Saatgutbibliothek ja ein ergänzendes, aber eigenständiges Angebot der Bücherei ist, kann man Samen spenden und ausleihen, unabhängig davon, ob man als Leser registriert ist oder nicht.“

Ökologische Bedeutung der Saatgutbibliothek Ebensfeld

Warum Projekte wie Saatgutbibliotheken ökologisch eine wichtige Rolle spielen, zeigen folgende Zahlen: Weltweit gibt es mindestens 100.000 Reissorten, mehr als 25.000 Sorten Tomaten und allein in Deutschland über 3000 Sorten an Äpfeln. Gerade die regionalen Sorten zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch unter ungünstigen Bedingungen gut zurechtkommen. Dies liegt an der breiten genetischen Basis, die sicherstellt, dass Pflanzen sich an neue und unvorhergesehene Entwicklungen wie Krankheiten oder Klimaänderungen anpassen können.

Doch diese Vielfalt verschwindet rapide. Laut einer Schätzung der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, sind im 20. Jahrhundert bereits rund 75 Prozent der Sorten vernichtet worden. Durch den Austausch von samenechtem Saatgut über entsprechende Bibliotheken wird der Anbau samenfester Sorten gefördert, die sich jedes Jahr nachziehen lassen. Damit sinkt auch die Abhängigkeit von der Saatgutindustrie, die durch die Vermarktung von Einweg-Sorten die biologische Vielfalt bedroht.  Darüber hinaus lernen die Beteiligten voneinander, wie sich gesunde Nahrungspflanzen anbauen, traditionelle Landsorten bewahren und Sorten weiterzüchten lassen.

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