Mach doch mal dein Dach grün!
Dachbegrünung im Landkreis Lichtenfels: Warum das eine gute Idee für Mensch & Umwelt ist
Ob Wohnhaus, Supermarkt oder Firmenkomplex – mit jedem Gebäude wird Boden versiegelt und damit natürlicher Lebensraum vernichtet. Doch es gibt Möglichkeiten, hier einen Ausgleich zu leisten, und zwar mit begrünten Dachflächen. Dass diese nicht nur in Metropolen, sondern auch in kleinen und mittleren Städten auf dem Vormarsch sind, ist kein Wunder. Denn grüne Dächer bieten neben dem Naturschutz-Aspekt auch in städtebaulicher und wirtschaftlicher Hinsicht zahlreiche Vorteile.
Im Landkreis Lichtenfels kann man vereinzelt bereits „blühendes Leben“ auf Dächern beobachten. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist das Haus der Familie Bornschlegel in Trieb, wo auf etwa 120 Quadratmetern Dachfläche nicht etwa grauer Kies den Ton angibt, sondern farbenfrohe Sedumpflanzen, Sukkulenten und Gräser. Dafür habe man sich bereits bei der Planung des Eigenheims entschieden, wie Bauherr Marco Bornschlegel erklärt. Mit dem Ergebnis ist er rundum zufrieden: „Es sieht toll aus, ist äußerst leicht zu pflegen und wir staunen jedes Jahr aufs Neue, wie viele Bienen und Hummeln dort umherschwirren. Unser Carport werden wir auf jeden Fall auch noch begrünen.“
Hitzeschutz und Staubfilter
Doch nicht nur in Sachen Optik und Artenvielfalt punkten begrünte Dächer. Sie schützen beispielsweise die Dachhaut vor UV-Licht, sind im Gegensatz zu Bitumenbahnen nicht brennbar und tragen sowohl zur Wärmedämmung als auch zum Hitzeschutz des Gebäudes bei.
Darüber hinaus fungieren sie als Filter und binden Staub, Pollen und Schadstoffe aus der Luft. Dies sorgt zusammen mit der kühlenden Wirkung durch die Wasserverdunstungen der Pflanzen für ein besseres Kleinklima in der unmittelbaren Umgebung begrünter Dachflächen. Insbesondere in dicht besiedelten und stark versiegelten Innenstadtbereichen kann so der Aufheizung während immer häufiger auftretender Hitzeperioden entgegengewirkt werden.
Ein ebenfalls wichtiger städtebaulicher Faktor ist die Wasserrückhaltefähigkeit von Gründächern. Je nach Substrathöhe können sie bis zu 90 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zurückhalten. Der Regenabfluss wird auf diese Weise gemindert und verzögert – ein überaus wichtiger Effekt, wenn man an die Überlastung der Kanalsysteme nach Starkregenereignissen bis hin zu Überschwemmungsgefahren am Unterlauf größerer Fließgewässer denkt.
Auch schräge Dächer lassen sich begrünen
Wer meint, dass sich ausschließlich flache Dächer eignen, hat weit gefehlt. Auch Steildächer können erfolgreich bepflanzt werden. In Neubaugebieten, wo der Bebauungsplan keine Flachdächer zulässt – wie es beispielsweise in Reundorf der Fall ist – steht einer Dachbegrünung demnach nichts im Wege. Bei der Planung sollten neben dem Neigungswinkel vor allem die Statik, Zugänglichkeit und Fläche des Daches berücksichtigt werden, was natürlich auch für Bestandsgebäude gilt, die nachträglich bepflanzt werden sollen.
Je nach baulichen Voraussetzungen gibt es unterschiedliche Begrünungsformen, die von der sogenannten extensiven Dachbegrünung mit sehr geringen Substratauflagen über die naturnahe Variante bis hin zur intensive Bepflanzung mit einer nährstoffreichen Schicht von mindestens 25 Zentimetern reichen. Die Kosten wiederum lassen sich nur schwer pauschal bemessen, sondern hängen davon ab, was vom Fachmann und was in Eigenleistung erledigt wird. Bei der eigenhändigen Begrünung eines wasserdichten Garagendachs mit 18 qm Fläche sind etwa mit 35 bis 55 Euro pro qm zu rechnen, inklusive Pflanzen. Die Kosten für das Verlegen aller Materialien liegen bei etwa 400 Euro.
Die Umsetzung selbst gliedert sich im Grunde in drei Schritte. Zunächst wird das Dach wurzelfest abgedichtet, was in der Regel ein Experte erledigt. Schließlich sollen die Pflanzen nach unten hin keine Schäden anrichten. Das Aufbringen und Verteilen des Substrats wiederum kann in Eigenleistung erfolgen, sofern genügend Manpower vorhanden und das Dach leicht zugänglich ist. Im dritten Schritt erfolgt schließlich die Bepflanzung. Bei der Zusammenstellung der passenden Pflanzen, ebenso wie bei der Auswahl des richtigen Substrats, sind Gartenbaubetriebe die richtigen Ansprechpartner. Gut geeignet für die hiesigen klimatischen Verhältnisse sind unter anderem Dachwurz oder Mauerpfeffer, wie Alexander Geldner, Geschäftsführer der Firma Gartenbau Tischer, verrät. Er hat unter anderem die Familie Bornschlegel in Trieb bei ihrer Dachbegrünung beraten.
Finanzielle Anreize
Um mehr Grün auf deutsche Dächer zu bringen, setzen einige Städte und Kommunen auf finanzielle Anreize. Auch in Lichtenfels gibt es seit Neuestem eine Förderung, und zwar sowohl für die Sanierung bestehender Dächer als auch für den Neubau von Dächern, wenn diese als Gründächer (sowohl extensiv als auch intensiv) ausgeführt werden. Die Fördersumme beträgt 15 € pro Quadratmeter begrünte Dachfläche, die maximale Förderhöhe beläuft sich auf 500 € je Flurnummer. Wichtig ist dabei, dass die Förderung unbedingt vor der Ausführung der Baumaßnahme beantragt wird. Alle Infos zur Beantragung gibt es hier.
Andere Kommunen wiederum fördern Gründächer indirekt über die Abwassergebühren für Niederschlagswasser. Hier wird in der Regel ein Rabatt gegeben, da die Dachpflanzen die Menge an Wasser, die in die Kanalisation fließt, reduzieren. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Abwassersatzung mit gesplitteten Gebühren. Eine solche gibt es beispielsweise bereits in Burgkunstadt und Bad Staffelstein.
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Im Podcast der Obermain Stories ging es auch schon mal über das Thema Begrünung:
>> Folge 7: Vom Retten, Begrünen und Modernisieren
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